Die Aufgabenbeispiele sind nicht vorrangig als konkrete Lern- und Übungsaufgaben für den Unterricht und den Lernprozess konzipiert. Sie sollen ohne spezielles Aufgabentraining bearbeitet werden. Vielmehr gestatten die Lernergebnisse Rückschlüsse auf den Erfolg des konkreten Unterrichts über einen längeren Zeitraum und bieten eine Grundlage zur Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung von Schule und Unterricht. Damit konkretisieren niveaubestimmende Aufgaben den Fachlehrplan.

Die Aufgabe des Religionsunterrichts im Rahmen des schulischen Bildungs- und Erziehungsauftrags ist weitergehender als das, was die niveaubestimmenden Aufgaben abdecken können. Dieser Bildungs- und Erziehungsauftrag „zielt auf Persönlichkeitsentwicklung und Weltorientierung, die sich aus der Begegnung mit zentralen Gegenständen unserer Kultur ergeben. Schülerinnen und Schüler sollen zu mündigen Bürgerinnen und Bürgern erzogen werden, die verantwortungsvoll, selbstkritisch und konstruktiv ihr berufliches und privates Leben gestalten und am politischen und gesellschaftlichen Leben teilnehmen können.“

Die niveaubestimmenden Aufgaben sind den im Lehrplan Katholischer Religionsunterricht ausgewiesenen Bereichen zur Ausbildung inhaltsbezogener Kompetenzen schwerpunktmäßig zugeordnet:

• Sinnangebote und Orientierungshilfen,
• Christliche Traditionen,
• Arbeiten mit der Bibel,
• Erschließen biblischer Texte,
• Christliche Ethik,
• Religiöse Sprache und Symbole.

Dabei sind Überschneidungen verschiedener Bereiche in der Regel immer gegeben. Es wird differenziert zwischen Aufgaben, die zum Ende der Schuljahrgänge 2 und 4 zu lösen sind.

Die als Niveau des Schuljahrganges 4 formulierten prozessbezogenen Kompetenzen

• religiöse Wahrnehmungskompetenz,
• religiöse Gestaltungskompetenz und
• religiöse Urteilskompetenz

spiegeln sich in der Gestaltung der Aufgaben und Aufgabenformate wider. Sie werden immer im Verbund erworben, wenn auch mit jeweils unterschiedlichen Schwerpunkten. Am Ende des zweiten Schuljahrgangs sind die prozessbezogenen Kompetenzen angebahnt und bedürfen einer weiteren Ausprägung in den Schuljahrgängen drei und vier.

Im Katholischen Religionsunterricht bilden die drei folgenden Anforderungsbereiche die Strukturierung der niveaubestimmenden Aufgaben.

Anforderungsbereich I (AFB I): Reproduktion

Die Schülerinnen und Schüler geben bekannte Informationen und Sachverhalte wieder und wenden grundlegende Verfahren zur Lösung bekannter Problemstellungen an.

Anforderungsbereich II (AFB II): Reorganisation und Transfer

Die Schülerinnen und Schüler strukturieren bekannte Inhalte und Sachverhalte neu (Reorganisation) und wenden bekannte Lösungsverfahren auf bislang unbekannte Sachverhalte an (Transfer).

Anforderungsbereich III (AFB III): Eigenständiges Problemlösen

Die Schülerinnen und Schüler überprüfen die Stimmigkeit eines Sachverhalts oder einer Argumentation und nehmen begründend Stellung. Sie bearbeiten Problemstellungen, die eigene Wertungen, eigenständige Lösungsansätze und deren kreative Gestaltung erfordern.

In der Regel schließt der weitergehende Anforderungsbereich den bzw. die vorhergehenden mit ein. Die Komplexität einer Aufgabe ist aber nicht zwingend abhängig vom gewählten Anforderungsbereich. Insofern handelt es sich bei den Anforderungsbereichen nur bedingt um eine Hierarchie. Daher sind stets Aufgaben aus allen drei Anforderungsbereichen zu stellen.

In der Praxis ergeben sich bei der Erstellung von Aufgaben Überschneidungen zwischen den Anforderungsbereichen. Die geforderte Leistung hat jedoch immer ihren Schwerpunkt in einem Anforderungsbereich. Unterschiedliche Aufgabenformate fördern die Motivation bei der Lösung. Sie sprechen unterschiedliche Lösungspräferenzen der Schülerinnen und Schüler an. Schulbücher und Unterrichtshilfen bieten eine Fülle von Anregungen. Die meisten Aufgaben lassen sich auch mündlich oder gestalterisch bearbeiten, teilweise nach geringfügiger Modifikation. Die jeweilige Lehrkraft wählt bezogen auf die konkrete Lerngruppe eine Form der Bearbeitung aus. Der exemplarische Charakter der Aufgaben soll zur Erstellung eigener Aufgaben anregen.