Zentraler Beitrag des Faches Geschichte zur Allgemeinbildung ist es, ein zunehmend selbstständiges Erklären und Verstehen menschlichen Handelns in vergangener Zeit durch die Schülerinnen und Schüler zu entwickeln. Um dies zu erreichen, werden von ihnen historische Ereignisse, Prozesse und Strukturen erkannt, untersucht und narrativ dargestellt. Mehr anzeigen »
Die Schülerinnen und Schüler verstehen so, wie Erfahrungen aus der Vergangenheit, Erfordernisse der Gegenwart und Erwartungen an die Zukunft miteinander zusammenhängen. Dieses Verständnis, das als Geschichtsbewusstsein bezeichnet wird, ist der wesentliche Beitrag des Faches Geschichte zur schulischen Bildung und Erziehung. Ein bloßes Abbild historischer Sachverhalte im Bewusstsein der Heranwachsenden erfüllt diesen auf die Zukunft der Schülerinnen und Schüler gerichteten Anspruch nicht.
Teilhabe am gesellschaftlichen Leben
Da die Schülerinnen und Schüler in ihrer gegenwärtigen und künftigen Lebenswelt der Geschichte vor allem den vielfältigen Angeboten der Geschichtskultur begegnen, muss der Geschichtsunterricht neben der Befähigung zum Erklären und Verstehen menschlichen Handelns in vergangener Zeit auch die kompetente Teilhabe an der Geschichtskultur fördern. Darunter versteht man die Art und Weise, wie eine Gesellschaft mit Geschichte umgeht, sie verarbeitet und aufbereitet. Geschichtskultur zeigt sich in der aktuellen Erinnerungskultur (z. B. Gestaltung von Gedenkstätten, Gedenktagen, Jubiläen), in Museen und Ausstellungen, aber auch in der bildenden Kunst, in Publikationen, Filmen, Fernsehsendungen sowie auf Festen.
Der Geschichtsunterricht nimmt seine besondere Verantwortung für die Teilhabe der Schülerinnen und Schüler am gesellschaftlichen Leben wahr, indem er zur aktiven Beteiligung an und der produktiven Nutzung von geschichtskulturellen Angeboten befähigt und ermutigt.
Alltagsbewältigung und globales Lernen
Ereignisse, Prozesse, Strukturen und Institutionen des Alltags sind in bedeutendem Maße historisch geprägt. Zur Alltagsbewältigung in einer globalisierten Welt trägt der Geschichtsunterricht auf zweifache Weise bei:
- Es werden Ursachenzusammenhänge untersucht. Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich damit, wie gegenwärtig vorhandene oder künftig erwartete Problemstellungen historisch entstanden sind.
- Es werden Sinnzusammenhänge erschlossen. Die Schülerinnen und Schüler vergleichen gegenwärtige Vorstellungen, Lösungen und Erfahrungen mit denen aus der Vergangenheit und deuten sie als identisch, ähnlich oder verschieden.
Auf der Grundlage soliden Wissens werden dabei vor allem menschliche Grunderfahrungen, soziale Lebensformen und gesellschaftliche Entscheidungssituationen auf regionaler, nationaler und globaler Ebene thematisiert. Den Schülerinnen und Schülern wird bewusst, dass historische Erkenntnisse das persönliche und gesellschaftliche Leben durchdringen und dass sie notwendig sind, um zur Lösung gegenwärtiger und zukünftiger Probleme der Menschheit beizutragen.
Bildung in der digitalen Welt
Im Geschichtsunterricht werden Kompetenzen für ein Leben in der digitalen Welt ausgeprägt. Dazu zählen u. a. folgende Aspekte:
aufgabenbezogene Such-, Verarbeitungs- und Aufbewahrungsstrategien entwickeln und anwenden;
digital vorliegende Quellen unterschiedlicher Gattungen und digitale Aufbereitungen historischer Sachverhalte (z. B. animierte Erklärungen) entsprechend einer Fragestellung untersuchen und zusammenführen;
Ergebnisse zu historischen Lernprozessen und Präsentationen
sach-, situations-, funktions- und adressatengerecht in verschiedenen Formaten darstellen oder teilen;
personenbezogene Daten schützen und sicher agieren;
digitale Werkzeuge und Medien bei der Bearbeitung historischer Fragestellungen handlungsorientiert einsetzen und kritisch reflektieren;
beabsichtigte und tatsächliche Wirkungen digitaler Aufbereitungen von Geschichte analysieren und nachvollziehbar beurteilen.
Berufsvorbereitung und Ausbildungsreife
Historische Bildung und Erziehung fördert das Interesse an verschiedenen Berufsfeldern (z. B. in der Medienbranche) und unterstützt so die Berufsvorbereitung. Der Beitrag zur Ausbildungsreife besteht vor allem im Einführen, Üben und Vertiefen eines heuristischen Herangehens an die Erkenntnisgewinnung, auf die in diesem Fachlehrplan großer Wert gelegt wurde. Solch ein Ansatz erfordert eine Unterrichtsgestaltung, in der eigene Lernwege bewusst und kritisch-konstruktiv reflektiert werden. So können Einstellungen und Verhaltensweisen gefördert werden, die für eine berufliche Bildung Voraussetzung sind.