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Eingestellt am: 11.11.2024
Stand vom: 11.11.2024

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Bildung für nachhaltige Entwicklung ist ein zentrales Konzept, das darauf abzielt, Menschen weltweit mit den notwendigen Fähigkeiten und Kenntnissen auszustatten, um eine nachhaltige Zukunft zu gestalten. Die Grundlagen von BNE sind in verschiedenen internationalen Initiativen und Berichten verankert, die im Laufe der Jahre entwickelt wurden, um die Bedeutung von Bildung als Schlüssel zur Förderung nachhaltiger Entwicklung zu unterstreichen. In den folgenden Abschnitten werden die wesentlichen Meilensteine und Programme vorgestellt, die die Entwicklung und Umsetzung von BNE geprägt haben, von den Anfängen im Brundtland-Bericht bis hin zu aktuellen globalen Aktionsplänen.

Brundtland-Bericht der Vereinten Nationen (1987)

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Der  Brundtland-Bericht wurde 1987 von der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung (WCED) im Namen der vereinten Nationen (UN) veröffentlicht.

 

Er definierte den Begriff "nachhaltige Entwicklung" als eine "Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können."

Diese Definition betont das Konzept der intergenerationellen Gerechtigkeit, also der Gleichberechtigung zwischen den gegenwärtigen und zukünftigen Generationen. Sie impliziert, dass die Nutzung von Ressourcen, die Zielsetzungen für wirtschaftliches Wachstum und die Verbesserung der Lebensqualität so gestaltet werden müssen, dass die ökologischen Lebensgrundlagen langfristig erhalten bleiben.

 

Die Entstehung des Konzepts "nachhaltige Entwicklung" im Brundtland-Bericht war eine Reaktion auf wachsende Bedenken hinsichtlich der negativen Auswirkungen des globalen Wirtschaftswachstums auf die Umwelt und die Gesellschaft. In den 1970er und 1980er Jahren führten Umweltkatastrophen, die zunehmende Zerstörung natürlicher Lebensräume und die Erkenntnis der Begrenztheit natürlicher Ressourcen zu einem Umdenken in Bezug auf Entwicklung und Fortschritt.

 

Der Brundtland-Bericht war wegweisend, da er die Umwelt- und Entwicklungsagenda zusammenführte und die Grundlage für die Diskussionen auf der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung (UNCED) 1992 in Rio de Janeiro legte. Dort wurden wichtige Dokumente wie die Agenda 21 verabschiedet, die einen umfassenden Plan für nachhaltige Entwicklung im 21. Jahrhundert darstellt. Der Bericht und die darauffolgenden internationalen Bemühungen haben dazu beigetragen, dass das Konzept der nachhaltigen Entwicklung zu einem zentralen Element der internationalen Politik und zu einem Leitprinzip für zahlreiche Organisationen und Regierungen weltweit wurde.

 

UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung (1992)

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Die UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung (UNCED), die 1992 in Rio de Janeiro stattfand, legte den Grundstein für das Konzept der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Diese Konferenz, auch bekannt als der Erdgipfel, war ein entscheidender Moment, der die internationale Gemeinschaft auf die dringende Notwendigkeit aufmerksam machte, nachhaltige Praktiken zu fördern, um die Umwelt zu schützen und eine gerechte sozioökonomische Entwicklung zu gewährleisten.

 

Im Rahmen der UNCED wurde die Agenda 21 verabschiedet, ein umfassender Aktionsplan, der darauf abzielt, nachhaltige Entwicklung weltweit zu fördern. Kapitel 36 der Agenda 21 ist speziell der Förderung von Bildung, Bewusstseinsbildung und Ausbildung gewidmet. Es erkennt an, dass Bildung der Schlüssel zur Förderung einer nachhaltigeren Zukunft ist und betont die Notwendigkeit, das Bewusstsein für Umwelt- und Entwicklungsfragen zu schärfen.

 

Bildung für nachhaltige Entwicklung ist ein Ansatz, der darauf abzielt, Menschen mit dem Wissen, den Fähigkeiten, Werten und Perspektiven auszustatten, die notwendig sind, um verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen und Maßnahmen zu ergreifen, die sowohl die Umwelt schützen als auch die Lebensqualität für aktuelle und zukünftige Generationen verbessern.

 

BNE strebt an, Lernende aller Altersgruppen zu befähigen, sich kritisch mit ihrem eigenen Verhalten auseinanderzusetzen und zu verstehen, wie ihre Entscheidungen auf lokaler, nationaler und globaler Ebene Auswirkungen auf die Welt haben.

 

Die UNCED von 1992 hat die Bedeutung von Bildung als wesentliches Instrument zur Erreichung nachhaltiger Entwicklung hervorgehoben und die internationale Gemeinschaft dazu aufgerufen, Bildungsprogramme zu entwickeln und zu implementieren, die auf die Prinzipien der Nachhaltigkeit ausgerichtet sind. Dies hat dazu beigetragen, dass BNE in den folgenden Jahrzehnten in nationalen Bildungspolitiken und -plänen auf der ganzen Welt verankert wurde.

 

Die Konferenz hat auch die Grundlage für spätere internationale Bemühungen in der Bildung für nachhaltige Entwicklung gelegt, einschließlich der Dekade der Vereinten Nationen für Bildung für nachhaltige Entwicklung (2005-2014) und der Integration von BNE in die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs), insbesondere Ziel Nr. 4, das eine inklusive, gerechte und hochwertige Bildung sowie lebenslanges Lernen für alle anstrebt.

 

Weltdekade "Bildung für nachhaltige Entwicklung" (2005-2014)

Die Weltdekade "Bildung für nachhaltige Entwicklung" der Vereinten Nationen war ein globaler Aktionszeitraum, der von 2005 bis 2014 andauerte. Diese Initiative wurde von der Generalversammlung der Vereinten Nationen ausgerufen, um das Bewusstsein für nachhaltige Entwicklung durch Bildung zu stärken und Bildungssysteme weltweit in Richtung Nachhaltigkeit zu transformieren.

 

Das Hauptziel der Dekade war es, Bildung für nachhaltige Entwicklung in den Bildungsplänen aller Länder zu verankern und die Rolle der Bildung als Schlüssel zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung zu betonen. BNE zielt darauf ab, Lernenden aller Altersstufen das Wissen, die Fähigkeiten, Werte und Perspektiven zu vermitteln, die notwendig sind, um verantwortungsbewusste Entscheidungen zu treffen und Maßnahmen zu ergreifen, die sowohl die Umwelt schützen als auch die Lebensqualität für die gegenwärtigen und zukünftigen Generationen verbessern.

 

Während der Dekade wurden zahlreiche Projekte und Programme auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene initiiert, um:

 

  1. Bewusstsein zu schaffen: Die Bedeutung von BNE wurde durch Kampagnen, Veranstaltungen und Medienarbeit hervorgehoben, um das öffentliche Bewusstsein und das Verständnis für nachhaltige Entwicklung zu erhöhen.

  2. Bildungspolitik zu beeinflussen: Regierungen wurden ermutigt, BNE in ihre nationalen Bildungsstrategien, Lehrpläne und Lehrmaterialien zu integrieren.

  3. Kapazitäten aufzubauen: Lehrkräfte und Bildungsfachleute wurden geschult, um BNE-Prinzipien in ihre Lehre zu integrieren und innovative pädagogische Ansätze zu entwickeln.

  4. Netzwerke zu stärken: Partnerschaften und Netzwerke zwischen Schulen, Universitäten, NGOs, Unternehmen und anderen Stakeholdern wurden gefördert, um Erfahrungen auszutauschen und gemeinsame BNE-Aktivitäten zu unterstützen.

  5. Gute Praxisbeispiele zu verbreiten: Erfolgreiche BNE-Projekte und -Programme wurden dokumentiert und verbreitet, um als Inspiration und Modell für andere zu dienen.

Agenda 2030: 17 Weltnachhaltigkeitsziele (2015)

Die  Agenda 2030 ist ein globaler Aktionsplan, der von den Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen im September 2015 verabschiedet wurde.

 

17ziele.pngDer Aktionsplan umfasst  17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs), die eine breite Palette von sozialen, ökonomischen und ökologischen Herausforderungen adressieren, mit dem Ziel, Frieden und Wohlstand für Menschen und den Planeten zu fördern. Die Agenda 2030 ist ein Aufruf zum Handeln, um extreme Armut zu beenden, den Planeten zu schützen und sicherzustellen, dass alle Menschen Frieden und Wohlstand genießen können und nimmt erstmal auch die Industrienationen in die Pflicht.

 

Das UNESCO-Weltaktionsprogramm Bildung für nachhaltige Entwicklung steht in direktem Bezug zur Agenda 2030, da Bildung als wesentlicher Faktor für die Erreichung aller 17 SDGs angesehen wird. Insbesondere unterstützt das Weltaktionsprogramm das  Ziel Nr. 4 der Agenda 2030, das eine inklusive, gerechte und hochwertige Bildung sowie lebenslanges Lernen für alle anstrebt. Ziel 4.7 betont speziell die Bedeutung von Bildung für nachhaltige Entwicklung sowie die Förderung von nachhaltigen Lebensweisen, Menschenrechten, Gleichstellung der Geschlechter, Förderung einer Kultur des Friedens und der Gewaltlosigkeit, globaler Bürgerschaft und Wertschätzung kultureller Vielfalt.

 

UNESCO-Weltaktionsprogramm "Bildung für nachhaltige Entwicklung" (2015-2019)

Das UNESCO-Weltaktionsprogramm "Bildung für nachhaltige Entwicklung" wurde 2015 als Nachfolgeinitiative zur UN-Dekade "Bildung für nachhaltige Entwicklung" (2005-2014) von der UN-Generalsversammlung ins Leben gerufen. Es zielte darauf ab, die globalen Bemühungen zur Förderung von BNE zu konsolidieren und die Erkenntnisse und Erfahrungen aus der UN-Dekade zu nutzen, um die Umsetzung von BNE weltweit zu intensivieren sowie langfristig eine systemische Veränderung des Bildungssystems zu bewirken und Bildung für nachhaltige Entwicklung vom Projekt in die Struktur zu bringen. Es sollte dazu beitragen, dass BNE als integraler Bestandteil einer qualitativ hochwertigen Bildung anerkannt wird und dass die Bildungssysteme die Lernenden darauf vorbereiten, verantwortungsbewusste Entscheidungen zu treffen und Maßnahmen für eine nachhaltige Zukunft zu ergreifen.

 

Das Weltaktionsprogramm hatte fünf prioritäre Handlungsfelder:

 

  1. Politische Unterstützung: Förderung der BNE auf allen Ebenen und in allen Bereichen der Bildungspolitik und -praxis.
  2. Ganzheitliche Transformation von Lern- und Lehrumgebungen: Schaffung von nachhaltigen Lernumgebungen, Verbesserung der Qualität der Bildung und Förderung der nachhaltigen Entwicklung in Bildungseinrichtungen.
  3. Kompetenzen von Lernenden stärken: Ausstattung von Lernenden mit den notwendigen Kompetenzen, um nachhaltige Entwicklung zu fördern und sich an der Gestaltung einer nachhaltigeren Zukunft zu beteiligen.
  4. Kompetenzen von Lehrenden stärken: Unterstützung von Lehrkräften und Erziehern bei der Vermittlung von BNE durch Aus- und Weiterbildung.
  5. Lokale Gemeinschaften stärken: Förderung von BNE in lokalen Gemeinschaften und in der informellen Bildung, um nachhaltige Entwicklung auf lokaler Ebene voranzutreiben.
Nationaler Aktionsplan Bildung für nachhaltige Entwicklung (2017)
Nationaler_Aktionsplan.png
Der  Nationale Aktionsplan Bildung für nachhaltige Entwicklung (NAP BNE) ist ein strategisches Dokument, das auf nationaler Ebene in Deutschland entwickelt wurde, um Bildung für nachhaltige Entwicklung voranzutreiben.

 

Dieser Aktionsplan ist eine direkte Antwort auf das UNESCO-Weltaktionsprogramm Bildung für nachhaltige Entwicklung und zielt darauf ab, BNE in allen Bereichen des Bildungssystems zu verankern.

 

Der Aktionsplan wurde von einer Vielzahl von Stakeholdern aus Regierung, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Bildungseinrichtungen erarbeitet und im Juni 2017 veröffentlicht. Er stellt einen umfassenden Rahmen dar, der konkrete Ziele und Maßnahmen für die Implementierung von BNE in Deutschland definiert. Der Plan umfasst verschiedene Bildungsbereiche, darunter Schulen, Berufsbildung, Hochschulbildung, non-formale Bildung und informelles Lernen.

 

Die Hauptziele des Nationalen Aktionsplans BNE sind:

 

  1. Integration von BNE in Bildungspläne und -programme: BNE soll fest in Lehrpläne, Richtlinien und Standards auf allen Bildungsebenen integriert werden.

  2. Qualifizierung von Pädagogen: Lehrkräfte und Erzieher sollen in BNE fortgebildet werden, um sie zu befähigen, nachhaltige Entwicklungsthemen effektiv zu vermitteln.

  3. Unterstützung von Bildungseinrichtungen: Bildungseinrichtungen sollen dabei unterstützt werden, zu Lernorten für nachhaltige Entwicklung zu werden, indem sie ihre Organisationsstrukturen und ihre Lehr- und Lernumgebungen entsprechend gestalten.

  4. Stärkung der lokalen Netzwerke: Lokale Netzwerke und Partnerschaften sollen gefördert werden, um BNE auf kommunaler Ebene zu verankern.

  5. Berücksichtigung von Nachhaltigkeit in der Bildungsforschung: Forschung und Innovation im Bereich BNE sollen gestärkt werden, um die wissenschaftliche Grundlage für die Praxis zu verbessern.

  6. Berichterstattung und Monitoring: Regelmäßige Berichterstattung und Monitoring sollen die Fortschritte bei der Umsetzung von BNE messen und sichtbar machen.

Mit seiner Verabschiedung haben wir einen Meilenstein bei der strukturellen Verankerung von BNE in allen Bildungsbereichen erreicht. Denn damit liegt erstmals ein bundesweiter Aktionsplan vor, der von Bund, Ländern und Kommunen sowie von Akteuren aus der Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Bildung gleichermaßen unterstützt wird.

 

UNESCO-Programm "BNE 2030" (2020)

Das neue  UNESCO-Programm "BNE 2030" (ESD for 2030) wurde im Rahmen der 40. UNESCO-Generalkonferenz verabschiedet. Hauptgedanke ist, dass Bildung für nachhaltige Entwicklung auch weiterhin im Mittelpunkt der Bildungsarbeit der UNESCO steht.

 

In der Zukunft wird sich das Programm näher an den 17 Weltnachhaltigkeitszielen (SDGs) anlehnen, eine Entscheidung, die von vielen begrüßt wurde und so BNE einen Beitrag zu den nachhaltigen Entwicklungszielen leisten kann.