Kompetenzbegriff
Im Lehrplan wird der Kompetenzbegriff nach WEINERT verwendet. Unter Kompetenzen werden „... die bei Individuen verfügbaren oder von ihnen erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen1 und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten, die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu können" , verstanden.2
Das erfolgreiche Bewältigen von lebensweltbezogenen Anforderungen ist ein Maßstab für den Stand der Kompetenzentwicklung. Im Einzelnen gehört dazu
- auf vorhandene Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten zurückzugreifen,
- in der Lage zu sein, sich erforderliche Informationen zu beschaffen,
- Zusammenhänge innerhalb der jeweiligen Sachverhalte und Handlungsbereiche zu erkennen,
- angemessene Handlungsschritte zu durchdenken und zu planen,
- Lösungsmöglichkeiten zu erproben,
- angemessene Entscheidungen zu treffen,
- das Ergebnis des eigenen Handelns zu überprüfen und zu bewerten.
Herausbilden von Kompetenzen
Kompetenzen bilden sich fachbezogen und fächerübergreifend heraus. Sie entwickeln sich fachbezogen an spezifischen Gegenständen der einzelnen Unterrichtsfächer. Darüber hinaus gibt es Kompetenzen, die aus dem allgemeinen Erziehungs- und Bildungsauftrag resultieren, zu deren Entwicklung alle Unterrichtsfächer einen Beitrag leisten müssen. Diese überfachlichen Kompetenzen sind Voraussetzung für das Gelin-
gen fachlichen Lernens.
Insbesondere die Entwicklung von Lernkompetenz, Sprachkompetenz, Sozialkompetenz, Problemlösekompetenz und Medienkompetenz ist auf Grund ihrer Bezüge zur Lebenswelt Aufgabe aller Fächer.
Lernkompetenz
Lernen bewusst gestalten und reflektieren
Das Lernen des Lernens ist ein zentrales Ziel des Unterrichts, zu dem alle Fächer beitragen. Die Motivation, aber auch die Fähigkeit, Lernen selbst zu steuern und zu reflektieren, sind entscheidende Voraussetzungen für lebenslanges Lernen in einer Wissensgesellschaft.
Aufbauend auf vorhandene Kompetenzen aus der Grundschule müssen Arbeitsmethoden, Arbeitstechniken und Lernstrategien weiterentwickelt, immer wieder geübt und angewendet werden. Die Schülerinnen und Schüler sollen in der Lage sein, sachgerecht, situationsbezogen und selbstständig unterschiedliche Lern- und Wirklichkeitsbereiche zu erschließen und zur Problemlösung zu nutzen. Ebenso müssen positive Lerngewohnheiten, zu denen u. a. effektive Arbeitseinteilung, langfristige Planung und Organisation der Arbeitsumgebung gehören, herausgebildet werden. Dabei nutzen sie ziel- und ergebnisorientiert auch geeignete digitale Medien.
Sprachkompetenz
Sprache der Situation angemessen und normgerecht gebrauchen
Eine Bedingung für selbstständiges Lernen und wichtige Voraussetzung zur Teilnahme am gesellschaftlichen Leben sind ausgeprägte Fähigkeiten im Sprechen, Hören, Lesen und Schreiben.
Dazu können und müssen alle Unterrichtsfächer ihren Beitrag leisten. Die Schaffung vielfältiger Möglichkeiten zur Kommunikation im Zusammenhang mit Tätigkeiten, wie Beschreiben, Erklären, Vergleichen, Schlussfolgern, Verallgemeinern und Begründen ist ein wichtiges fächerübergreifendes Prinzip. Dabei sollen die Schülerinnen und Schüler immer wieder zum korrekten mündlichen und schriftlichen Sprachgebrauch motiviert und angehalten werden. Die Fähigkeit des verstehenden Lesens kontinuierlicher und nicht kontinuierlicher Texte soll weiterentwickelt und immer wieder gefestigt werden.
Sozialkompetenz
Miteinander achtungsvoll umgehen und konstruktiv handeln
In der Schule, im Familienleben, im Beruf sowie bei der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben haben soziale Kompetenzen eine Schlüsselfunktion. Schülerinnen und Schüler sollen lernen, miteinander zu kommunizieren und zu kooperieren, wozu diszipliniertes individuelles Lernen eine Voraussetzung ist.
Die Übernahme von Verantwortung, solidarisches und tolerantes Handeln, die Einhaltung vereinbarter Regeln sowie der gewaltfreie Umgang mit Konflikten sind Grundwerte, zu deren Entwicklung die Schule einen wichtigen Beitrag leisten muss. Schülerinnen und Schüler müssen unterstützt werden, ihre individuellen Stärken und Schwächen zu erkennen sowie Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl und die Fähigkeit zur selbstkritischen Einschätzung zu entwickeln.
Problemlösekompetenz
Sich in komplexen Anforderungssituationen orientieren und Lösungswege finden
Fachbezogenes Wissen und Können auch in ungewohnten und fächerübergreifenden Situationen anzuwenden, ist ein zentrales Bildungsziel. Komplexe Aufgabenstellungen müssen zunehmend selbstständig analysiert, Zusammenhänge erkundet sowie wesentliche und unwesentliche Informationen unterschieden werden, um zielgerichtet Lösungsmöglichkeiten zu erkennen.
Medienkompetenz
Mit Medien sachgerecht und verantwortungsbewusst umgehen
Die zunehmende Digitalisierung unserer Lebenswelt verlangt von den Schülerinnen und Schüler einen kompetenten Umgang mit digitalen Medien, um die damit verbundenen Chancen zu erkennen, diese verantwortungsbewusst zu nutzen und Risiken abzuschätzen.
Ausgehend von ihren medialen Erfahrungen in verschiedenen Lebensbereichen entwickeln die Schülerinnen und Schüler beim Lernen mit sowie über Medien im fachbezogenen und fächerübergreifenden Unterricht ihre Medienkompetenz weiter. Sie sind in der Lage, digitale
Medien bedarfsgerecht, verantwortungsvoll, effektiv und kreativ einzusetzen sowie Strategien im Umgang mit auftretenden technischen Problemen zu finden. Im Umgang mit Medien agieren sie rechts-konform und schützen ihre eigene Privatsphäre sowie die Persönlichkeitsrechte anderer. Sie nutzen Medien für kommunikative und
kooperative Prozesse und berücksichtigen dabei Verhaltensregeln und ethische Prinzipien. Unter Beachtung rechtlicher Vorgaben produzieren und präsentieren sie Medienprodukte in verschiedenen Formaten. Sie reflektieren den eigenen Mediengebrauch und modifizieren diesen gesundheits- und umweltbewusst sowie sozial verantwortlich.
Im Hinblick auf das künftige Berufsleben lernen sie mit der rasanten Entwicklung in diesem Bereich umzugehen und reflektieren deren Bedeutung für ihre eigne Person und die Gesellschaft.
Grundlegende Wissensbestände
Als unverzichtbar für die Kompetenzentwicklung stellt der Lehrplan jenes Wissen in den Mittelpunkt, welches für ein situationsbezogenes und sachgerechtes Denken und Handeln in der Lebenswelt bedeutsam ist. Diese Wissensbestände sind grundlegend, exemplarisch, relativ konstant, ausbaufähig und anwendbar.
Ein mögliches Ordnungssystem für alle Fächer ergibt sich, wenn die grundlegenden Wissensbestände den Kategorien Naturwissen, Kulturwissen und Sozialwissen zugeordnet werden. Abbildung 1 zeigt diese Sicht modellhaft strukturiert.
1 volitional - willensmäßig
2 Bundesministerium für Forschung und Bildung (Hrsg.): Zur Entwicklung nationaler Bildungsstandards. Eine Expertise. Berlin 2003, S. 21