Der Mensch geht zur Sicherung seiner Existenz und zur Befriedigung seiner Bedürfnisse vielfältige Beziehungen ein, die einem ständigen Wandel unterworfen sind. Dieser Wandel wird wesentlich durch tiefgreifende technische, technologische und ökonomische Entwicklungen bestimmt und führt zu veränderten Einstellungen und Werten
Für die Schülerinnen und Schüler ergeben sich daher neue Anforderungen, das Spannungsfeld zwischen Arbeit, selbstbestimmter individueller Lebensgestaltung und gemeinsamer gesellschaftlicher Verantwortung zu bewältigen und zu gestalten.
Die Fächer Hauswirtschaft, Technik und Wirtschaft unterstützen mit ihrer Orientierung auf eine bedürfnisgerechte und der nachhaltigen Entwicklung verpflichteten Lebensgestaltung sowie eine auf aktive gesellschaftliche Teilhabe die Persönlichkeitsbildung und Mündigkeit der Jugendlichen. Sowohl durch die Gegenstände dieser Fächer als auch durch die Art und Weise ihrer Betrachtung im Unterricht erkennen die Schülerinnen und Schüler das Gestaltbare an Lebenssituationen und Handlungsmöglichkeiten.
Mit der Befähigung zum verantwortlichen Handeln und Entscheiden, insbesondere in arbeitsrelevanten Lebenssituationen, leisten die Fächer gemeinsam auch einen wesentlichen Beitrag zur Berufswahlvorbereitung. Zugleich ist die auf reale (gegenständliche) Ergebnisse gerichtete Orientierung der Unterrichtsgestaltung geeignet, die Persönlichkeit der Schülerinnen und Schüler zu stärken, Selbstvertrauen und eine gewisse Frusttoleranz zu entwickeln, die sich positiv auf ihre Lernhaltung insgesamt auswirken können.
Kompetenzmodell
Davon ausgehend kann die in den Fächern Hauswirtschaft, Technik und Wirtschaft erworbene Bildung durch ein gemeinsames Kompetenzmodell beschrieben werden:

Kompetenzbereiche
Gegenstandsbereiche ökonomischer Bildung sind der private Haushalt, das Unternehmen und der Staat sowie die Wechselwirkungen zwischen ihnen. Dabei kann die im Wirtschaftsunterricht angestrebte Bildung durch Konkretisierung der einzelnen Kompetenzbereiche des Lernbereiches in folgender Weise beschrieben werden:
Verstehen |
Begriffe, Strukturen, Prozesse, Prinzipien und Modelle des Arbeits- und Wirtschaftslebens kennen, verstehen und anwenden
|
Gestalten |
für ökonomisch geprägte Handlungssituationen Lösungen finden, planen, realisieren und gegebenenfalls optimieren
|
Nutzen |
Handlungsmöglichkeiten in ökonomisch geprägten Lebenssituationen angemessen auswählen und verantwortlich nutzen
|
Bewerten |
ökonomische Handlungen und Sachverhalte unter historischen, ökologischen, wirtschaftlichen, sozialen, ethischen und individuellen Aspekten bewerten und begründen
|
Kommunizieren |
Informationen über ökonomische Handlungen und Sachverhalte durch verschiedene Kommunikationsformen situations- und adressatengerecht erschließen und austauschen
|
Kompetenzen dieser Bereiche befähigen die Schülerinnen und Schüler in ökonomisch geprägten Situationen erfolgreich zu handeln. Dazu gehören Kaufentscheidungen, das Abschließen von Verträgen, die Wahl von Praktikums- und Ausbildungsplätzen und die Beurteilung ökonomischer Entscheidungen von Unternehmen oder des Staates.
Die fünf Kompetenzbereiche werden im Folgenden genauer charakterisiert. Mit dieser getrennten Darstellung ist beabsichtigt, die einzelnen Teilkompetenzen - auch in ihrer Bedeutung - genauer zu kennzeichnen. Im Lernprozess werden diese Kompetenzen aber immer gemeinsam und in Kontexten erworben. Sowohl die beschriebenen Kompetenzen am Ende des Schuljahrgangs 10 als auch die in den einzelnen Kompetenzschwerpunkten beschriebenen Teilkompetenzen charakterisieren ein Mindestniveau, das von allen Schülerinnen und Schülern zum erfolgreichen Weiterlernen und zur Lebensbewältigung erreicht werden sollte.
Kompetenzbereich Verstehen
Die wirtschaftliche Wirklichkeit ist – in ihren Grundlagen, Abläufen, Verflechtungen und Wirkungen – objektiv als Ganzes nicht zu erfassen. Um sie dennoch für die Schülerinnen und Schüler durchschaubar und systematisierbar zu machen, ist es sinnvoll, wenn im Unterricht einzelne Grundeinsichten herausgearbeitet und in verschiedenen Kontexten (vom privaten Haushalt, über Unternehmen zum Staat) angewendet werden. Diese - als theoretische Kategorien zu verstehenden Grundeinsichten - sollen das Allgemeine in konkreten wirtschaftlichen Situationen erkennbar werden lassen und zugleich der Strukturierung ökonomischen Wissens dienen. Mit solchen Einsichten werden die ökonomischen Inhalte des Unterrichts fasslicher. Eine Orientierung an solchen Einsichten erleichtert den Schülerinnen und Schülern die Aneignung und unterstützt die Dauerhaftigkeit des Gelernten. Wesentliche Grundeinsichten werden unter den Wissensbeständen aufgeführt.
Am Ende des Schuljahrgangs 10 können die Schülerinnen und Schüler
- die Notwendigkeit des wirtschaftlichen Handelns aus der Sicht der Akteure begründen,
- wirtschaftliche Situationen mithilfe der Grundeinsichten erschließen,
- Einnahmen und Ausgaben von Haushalten, von Unternehmen und des Staates darstellen sowie die Wechselwirkungen der Akteure im Wirtschaftskreislauf beschreiben,
- Arbeitsteilung und Tauschprozesse mit ihren wichtigsten Wirkungen auf Produktivität, Wohlstand und Erwerbstätigkeit erläutern,
- die Gestaltung der Sozialen Marktwirtschaft sowie daraus resultierende individuelle, betriebliche, gesamtwirtschaftliche und globale Entwicklungen beschreiben,
- mithilfe wirtschaftlicher Grundeinsichten ökonomische Probleme und Sachverhalte erschließen.
|
Kompetenzbereich Gestalten
Die Schülerinnen und Schüler erkennen bei der Analyse wirtschaftlicher Situationen auf den Ebenen des privaten Haushalts, der Unternehmen und des Staates, dass ökonomische Bedingungen und Entwicklungen von Menschen gemacht, also grundsätzlich gestaltbar sind. Sie erproben ihre Fähigkeiten zur Gestaltung wirtschaftlicher Situationen (z. B. Vermarktung eines Produktes, Gründung einer Schülerfirma), schätzen dabei die Wirksamkeit und Angemessenheit ihrer Maßnahmen ein. Sie erfahren, dass bei konsequenter Verfolgung des Eigennutzes zahlreiche Probleme für Andere entstehen können, die durch gesellschaftliche Rahmenbedingungen vermindert werden. Durch die Analyse ausgewählter wirtschaftlicher Situationen erkennen die Schülerinnen und Schüler ihre Handlungsmöglichkeiten als Verbraucherinnen und Verbraucher, als zukünftige Berufstätige bzw. als Wirtschaftsbürgerinnen und Wirtschaftsbürger. Sie erkennen Möglichkeiten und Grenzen bei Wahl und Gestaltung des eigenen Ausbildungsweges.
Am Ende des Schuljahrgangs 10 können die Schülerinnen und Schüler
- komplexe wirtschaftliche Probleme erkennen und unter Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten analysieren,
- für ökonomische Problemstellungen selbstständig Ideen sammeln, Lösungen entwickeln und auswählen,
- ökonomische Handlungen unter Beachtung der vorhanden Ressourcen planen, realisieren und den Handlungsprozess optimieren,
- berufliche Ausbildung unter Beachtung der individuellen Voraussetzungen planen.
|
Kompetenzbereich Nutzen
In vielfältigen Alltagssituationen werden Lösungen für ökonomische Probleme vom Einzelnen nicht entwickelt, sondern es werden vorhandene Angebote situationsbezogen genutzt. Das bedeutet, dass man sich über diese informieren und Varianten vergleichen muss sowie bestimmte Vorgaben einzuhalten sind.
Aus der Analyse von Einzelfällen erkennen die Schülerinnen und Schüler, dass die soziale Sicherheit die Notwendigkeit der Vorsorge beinhaltet. Sie können verschiedene Möglichkeiten der Vorsorge unter Berücksichtigung ihren persönlichen Bedingungen prüfen.
An ausgewählten Beispielen eignen sich die Schülerinnen und Schüler Grundkompetenzen und Sicherheiten im Umgang mit Verträgen an.
Am Ende des Schuljahrgangs 10 können die Schülerinnen und Schüler
- wirtschaftliche Situationen nach Kriterien bzgl. des ökonomischen Handels untersuchen,
- wirtschaftliche Rahmenbedingungen bei individuellen Entscheidungen berücksichtigen,
- verschiedene Angebote zur Lösung ökonomischer Probleme einholen, prüfen und geeignete auswählen,
- aus den Angeboten zur Berufsorientierung entsprechend ihrer konkreten Berufsvorstellungen auswählen.
|
Kompetenzbereich Bewerten
Ökonomisches Handeln führt zu Arbeitsteilung und Tauschprozessen, bedeutet Handeln im Zielkonflikt und hat unterschiedliche Auswirkungen auf die einzelnen wirtschaftlichen Akteure und gesellschaftlichen Gruppen.
Die Schülerinnen und Schüler erkennen bei der Analyse von ökonomischen Problemen auf den Ebenen des privaten Haushalts, der Unternehmen und des Staates, dass verantwortliches ökonomisches Handeln die Berücksichtigung verschiedener Perspektiven erfordert. Die Kontexte sind so zu wählen, dass die Lernenden zu der Einsicht geführt werden, dass bei der Lösung von Verteilungskonflikten und Verwendungskonkurrenzen ethische Prinzipien sowie Folgen für Wohlstand, für Sicherheit und für die Erhaltung der Lebensgrundlagen zu berücksichtigen sind.
Mithilfe solcher Methoden wie Fallstudie und Pro-und-Contra-Debatte entwickeln die Schülerinnen und Schüler Kompetenzen im Bewerten von Handlungsalternativen in ökonomischen Situationen. Zugleich erkennen sie, dass die Entscheidungsfindung umso sicherer ist, je größer der Informationsgrad ist, ein gewisses Risiko aber nie ausgeschlossen werden kann.
Schülerinnen und Schüler erkunden Berufe und Arbeitsplätze in Realsituationen und beurteilen diese in Bezug auf eigene berufliche Vorstellungen. Die Entwicklung eines beruflichen Selbstkonzeptes wird im Unterricht u. a. dadurch unterstützt, dass Methoden zum Erkunden eigener Stärken und Schwächen angewendet werden.
Am Ende des Schuljahrgangs 10 können die Schülerinnen und Schüler
- Lösungsvarianten für wirtschaftliche Probleme und die jeweiligen Zielkonflikte erkennen,
- akzeptieren, dass die Bewältigung einer Dilemmasituation Kompromisse erfordert,
- gewollte und ungewollte Auswirkungen von wirtschaftlichen Entscheidungen erkennen und Handlungsmöglichkeiten abwägen,
- verbraucherrelevante Informationen bei Entscheidungen nutzen,
- Vor- und Nachteile verschiedener Ausbildungswege vergleichen und einen individuell geeigneten Weg auswählen.
|
Kompetenzbereich Kommunizieren
Die Fähigkeit zu adressatengerechter und sachbezogener Kommunikation unter Einbeziehung geeigneter Medien ist ein wesentlicher Bestandteil ökonomischer Grundbildung. Die Schülerinnen und Schüler müssen im Unterricht ökonomische Alltagssituationen erschließen. In der anzustrebenden Auseinandersetzung erkennen sie Zusammenhänge, suchen Informationen und werten diese aus. Dazu ist es notwendig, dass sie die entsprechende Fachsprache einschließlich der fachspezifischen Darstellungen verstehen, korrekt anwenden und gegebenenfalls in die Alltagssprache umsetzen. Ergebnisse werden Anderen auch mithilfe verschiedener fachspezifischer Arten der Darstellung mitgeteilt. Die Schülerinnen und Schüler stellen ihre Position fachlich fundiert dar, reflektieren sie, finden Argumente oder revidieren gegebenenfalls ihre Auffassung aufgrund der vorgetragenen Einwände. Kommunikation ist Methode und Ziel des Lernens gleichermaßen.
Die Schülerinnen und Schüler erwerben - insbesondere durch Begegnungen mit Personen an außerschulischen Lernorten - Fähigkeiten, ihre Stärken, Interessen und Wünsche angemessen darzustellen und zu reagieren.
Am Ende des Schuljahrgangs 10 können die Schülerinnen und Schüler
- Texte zu wirtschaftlichen Problemen, die auch Grafiken und Tabellen enthalten können, aus unterschiedlichen Quellen auf Relevanz prüfen, erschließen und ggf. die Absicht des Autors erkennen,
- sich über Lösungsansätze - auch für komplexe Probleme und Entscheidungen - sachlich und zielorientiert austauschen,
- Ergebnisse von Beobachtungen, Recherchen und Befragungen in Texten, die auch Tabellen und Grafiken enthalten können, auch mithilfe des Computers darstellen und präsentieren,
- in den Etappen der Berufswegplanung sich selbst in geeigneter Weise präsentieren,
- wirtschaftliche Probleme mithilfe von Modellen darstellen und diskutieren.
|