Im Hinblick auf die Bedeutung der Grundschule für das nachfolgende Lernen ergibt sich die Aufgabe, die Entwicklung grundlegender Kompetenzen in den Mittelpunkt zu stellen. Diese Anforderung steht für die Grundschule als Ganzes sowie für die einzelnen Fächer, in die der Unterricht strukturiert ist und inhaltlich an den Schulen gestaltet wird. Mehr anzeigen »
3.1 Zum Kompetenzbegriff
Kompetenzen beschreiben die kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten, um Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu können. [1]
Sie werden in der Regel zunächst fachbezogen längerfristig durch kontinuierlichen Aufbau von Wissen und Können in einem Inhalts- und Erfahrungsbereich erlernt und weiterentwickelt. Diese fachbezogenen Kompetenzen bilden die Grundlage für die Herausbildung überfachlicher Kompetenzen. Ziel ist die Entwicklung von Handlungskompetenz, die es ermöglicht, das Erlernte in unterschiedlichen Lebenssituationen anzuwenden.
3.2 Darstellung der Kompetenzen im Lehrplan
Im Lehrplan werden die Erwartungen an den Stand der Kompetenzentwicklung für das Ende des zweiten und vierten Schuljahrganges im Zusammenhang mit dem flexibel anwendbaren Grundwissen dargestellt. Eine thematisch-inhaltliche Reihenfolge für den Unterrichtsverlauf wird durch den Lehrplan nicht festgelegt. Es werden prozess- und inhaltsbezogene Kompetenzen beschrieben. Prozessbezogene Kompetenzen entwickeln sich inhaltsübergreifend im gesamten Lernprozess jedes Faches. Inhaltsbezogene Kompetenzen beziehen sich auf konkrete Lerninhalte und werden in Bereichen zusammengefasst.
Prozess- und inhaltsbezogene Kompetenzen bedingen sich wechselseitig und können nicht isoliert voneinander erworben werden, sondern nur übergreifend in miteinander verknüpften Kontexten.
3.3 Flexibel anwendbares Grundwissen als Fundament
Grundlage für den Kompetenzerwerb sind „intelligentes" Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten. Für die tägliche Unterrichtsarbeit bedeutet das, diese Grundlagen durch systematisches und zielorientiertes Lernen zu schaffen und die erreichten Lernfortschritte zu evaluieren. Auf dieser Basis sind Handlungssituationen zu schaffen, die die Entwicklung und Herausbildung der angestrebten Kompetenzen ermöglichen und unterstützen. Der nachhaltige Erwerb von Grundwissen ist eine Bedingung für die Entwicklung von Handlungskompetenz und die Voraussetzung für die effektive Bewältigung von Routineanforderungen, die Übertragung des Gelernten auf neuartige, komplexe Situationen sowie die Fähigkeit, eigene Vorgehensweisen zu analysieren und zu bewerten.
3.4 Entwicklung ausgewählter Basiskompetenzen als fächerübergreifendes Anliegen
Kompetenzentwicklung ist das Ziel aller Fächer, welches nur im Zusammenwirken erreicht werden kann. Im Mittelpunkt des Lernens in der Grundschule steht die Aneignung der Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen, die nicht nur ein Anliegen der Fächer Deutsch und Mathematik sein können, sondern erst durch flexible Anwendung in unterschiedlichen Zusammenhängen jene Automatisierung und Variabilität erlangen, die für spätere Lernprozesse unerlässlich sind. „Durch die Digitalisierung entwickelt sich eine neue Kulturtechnik – der kompetente Umgang mit digitalen Medien –, die ihrerseits die traditionellen Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen ergänzt und verändert."[2]
Damit haben alle Fächer der Grundschule die Aufgabe, in Verbindung mit der Entwicklung fachlicher Kompetenzen an der Entwicklung von Lese- und Schreibkompetenz sowie Medienkompetenz mitzuwirken und die erreichten Lernerfolge einzuschätzen. Darüber hinaus sind die Potenzen der Fächer zur Entwicklung von Kompetenzen auf mathematischem, naturwissenschaftlichem und kulturellem Gebiet fächerübergreifend zu nutzen.
3.5 Niveaubestimmende Aufgaben zur Darstellung von Leistungserwartungen
Die Kompetenzorientierung des Lehrplanes bedingt neue Schwerpunktsetzungen innerhalb des Unterrichts und die Weiterentwicklung der Aufgabenkultur. Die definierten Kompetenzerwartungen der Fachlehrpläne werden durch landesweit gültige niveaubestimmende Aufgaben untersetzt. Diese verdeutlichen die angestrebten Lernfortschritte und gehören zum curricularen Gesamtkonzept. Mit den niveaubestimmenden Aufgaben erhalten die Schulen Anregungen und Unterstützung, zu den Lehrplananforderungen konkrete Leistungserwartungen zu formulieren. Sie sind eine Hilfe für die Gestaltung von Lern- und Übungsphasen entsprechend der Schul- und Klassensituation.
[1] Vgl. Bundesministerium für Forschung und Bildung (Hrsg.): Zur Entwicklung nationaler Bildungsstandards. Eine Expertise. Bonn 2003, S. 72
[2] Kultusministerkonferenz der Länder (Hrsg.) (2016): Bildung in der digitalen Welt. Strategie der Kultusministerkonferenz. Berlin, S. 13