Wunder Pubertät - die Wissenschaft der wilden Jahre

„Die Kinder von heute sind Tyrannen. Sie widersprechen ihren Eltern, kleckern mit dem Essen und ärgern ihre Lehrer“
So klagte schon der griechische Philosoph Sokrates vor 2500 Jahren. Daran hat sich bis heute nichts geändert: Scheinbar über Nacht werden aus süßen, anschmiegsamen Kindern borstige, unberechenbare Kreaturen. Das Gehirn ist während der Pubertät eine Großbaustelle: Wenig genutzte neuronale Verbindungen werden aufgelöst und neu kombiniert. Das Präfrontalhirn wird erneuert, das für die Kontrolle über die Gefühle zuständig ist und als „Sitz der Persönlichkeit“ gilt. Dieses Areal ist durch die permanenten Renovierungsarbeiten im restlichen Gehirn bis zum Ende der Pubertät nur schwer zugänglich. Die Folge sind blitzartige Wechsel von rasenden Wutausbrüchen zu todtraurigen Weinkrämpfen. Aber auch der Körper verändert sich drastisch. Pickel verunstalten das Gesicht, bei Jungen sprießen stoppelige Brusthaare und ihre zuvor geschmeidigen Stimmen klingen wie Raspeln. Bei Mädchen schrumpfen die Kleidungsstücke mit dem Wachstum ihrer Rundungen und die erste Menstruation sorgt für einen explosiven Hormon-Cocktail. Diese Transformation gleicht einem Wunder. Aus einem bekannten Menschen wird etwas Neues. Die Pubertät erschafft den Menschen ein zweites Mal. Während Kinder in den ersten Lebensjahren grundlegende Fähigkeiten erlernen, entfalten sie erst mit der Pubertät ihr volles körperliches und geistiges Potential. Das Gehirn reift zu einer effizienten Denkmaschine mit weniger, aber schnelleren Verbindungen. Der Körper verwandelt sich in einen leistungsstarken und fein kontrollierten Bewegungsapparat. Mit dem Eintritt in die Pubertät öffnen sich aus dem Kinderzimmer heraus neue Türen, hinter denen Spannung und das Unbekannte liegen. Die Jugendlichen strotzen vor Tatendrang. Sie wollen nicht nur bloß Entdecker, sondern auch Eroberer sein. Es ist eine aufregende Zeit intensiver Gefühle: Verknallt-sein, Sex, Alkohol. Hobbys werden zu Leidenschaften, Streit zum dramatischen Akt und Spielkameraden zu innigen Freunden. Es ist eine Zeit voller Freude am Ich, aber auch der Verzweiflung daran.

Lizenzdauer: unbegrenzt | Produktionsjahr: 2016