Geschehen, neu gesehen. - "Not bad at all!": Ronald Reagan, 40. Präsident der USA

Als Ronald Reagan am 20. Januar 1981 als 40. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vereidigt wird, steckt das Land in einer tiefen Rezession. Gleich nach seiner Ankunft im Weißen Haus wird klar, dass es diesem Präsidenten an Wissen und Erfahrung mangelt. Doch die Amerikaner sind felsenfest überzeugt: Reagan wird dem Land wieder zu Stolz und Ehre verhelfen! Davon kann sie niemand abbringen und dafür sind sie bereit, jede Form von Logik auszublenden. Reagans Berater nutzen einen missglückten Anschlag, um den Präsidenten aus dem Rampenlicht zu rücken und seine Schwächen zu kaschieren. Er absolviert nur noch wenige öffentliche Auftritte, die sorgfältig vorbereitet werden und ihn von seiner besten Seite sowie als hervorragenden Redner in Szene setzen. Nachdem er das Herz der Amerikaner ein für allemal erobert hat, leitet Reagan eine weitreichende Wirtschaftsreform ein, um dem Land wieder zum Aufschwung zu verhelfen. Es ist ein Einschnitt, eine radikale Abkehr von der Vergangenheit. Der Staat zieht sich aus seiner sozialen Verantwortung zurück, die Ungleichheiten nehmen zu, die Staatsverschuldung ist horrend. Reagan sieht sich gezwungen, die Staatskassen zu füllen, indem er die größte Steuererhöhung in der Geschichte der USA vornimmt. Doch das wird ihm nicht schaden, ganz im Gegenteil: Reagan ist ein Pragmatiker und schreckt vor offenen Widersprüchen nicht zurück. Geschickt surft er auf der Welle des nun einsetzenden Wirtschaftswachstums, obwohl dies nicht sein Verdienst ist, und holt sich mit klarer Mehrheit eine zweite Amtszeit. Getreu seinem Cowboy-Image hat er nun freie Bahn, um sich seinen Erzfeind vorzuknüpfen: den Kommunismus! Nach der Invasion des von einer Castro-nahen Junta regierten Karibikstaats Grenada startet Reagan eine weitere Offensive, diesmal medialer Art. Verdutzt erfahren die Amerikaner, dass Reagan einen „Krieg der Sterne“ plant. Die Militarisierung des Weltalls versetzt die UdSSR in Panik und treibt sie in ein ruinöses technologisches Wettrüsten. Zur gleichen Zeit ereilt Reagan die Iran-Contra-Affäre – und bricht ihm fast das Genick. Er wird beschuldigt, hinter dem Rücken des Kongresses einen Krieg geführt zu haben. Der Skandal diskreditiert den Präsidenten, es ist sogar von Amtsenthebung die Rede … Doch dann erhebt sich Reagan einmal mehr wie ein Phönix aus der Asche: Er beendet vierzig Jahre Kalten Krieg und poliert damit sein Image wieder auf. Gorbatschow, an der Spitze einer ausgebluteten und zerfallenden Sowjetunion, ist zu allen Zugeständnissen bereit. 1989 scheidet Reagan aus dem Amt – und ist beliebter denn je, obwohl die Bilanz seiner Regierung mehr als durchwachsen ist. Eines steht fest: Ronald Reagan mag ein zweitklassiger Filmschauspieler gewesen sein, doch seine Zeit im Weißen Haus machte er zu einem echten Blockbuster. Dieses Video ist Teil einer Reihe: Die Geschichtsschreibung ist keine starre, exakte Wissenschaft, sondern sie unterliegt einem andauernden Prozess der Ausdifferenzierung, der Weiterentwicklung und des Hinterfragens. Mit voranschreitender Forschung decken Historiker häufig ein Bild der Realität auf, das vielschichtiger ist als die bis dato gemeinhin angenommenen Vorstellungen. Mit der Dokumentarfilm-Reihe „Wahre Geschichte“ nimmt ARTE geschichtsträchtige Personen und Ereignisse in den Fokus und betrachtet diese aus einer neuen Perspektive.

Lizenzdauer: unbegrenzt | Produktionsjahr: 2020