Lust auf Theater - Pinochio

Pinocchio entspringt der Fantasie eines alten, einsamen Mannes und dem Holz eines Baumes, den in einer stürmischen Nacht ein Blitz traf. Geduld und Strebsamkeit sind dem kleinen Kerl völlig fremd. Warum Zeit verschwenden, um zu lernen? Bei Pinocchio muss alles schnell gehen. Das Schicksal seines Vaters scheint ihm Recht zu geben. Schließlich ist der alte Geppetto, der sein Leben lang hart gearbeitet hat, immer noch arm. Unterwegs lässt Regisseur Pommerat den Pinocchio in seiner Inszenierung einigen prägenden Gestalten begegnen, die man aus dem Kinderbuch kennt: Zwei Betrüger überreden Pinocchio, sein Geld im Wunderfeld bei der Stadt Dummenfang zu begraben. Zwei Räuber knüpfen ihn an einer Eiche auf, weil sie die Reichtümer, mit denen er sich brüstet, nicht bei ihm finden. Dabei würde es genügen, ihnen die Wahrheit zu sagen – aber nein! Pinocchio schöpft seine unermüdliche Energie aus der Angst vor der vermeintlichen Schande. Sie lässt ihn voranschreiten – und lügen. Lieber bindet er anderen einen Bären auf und riskiert sein Leben, als dass er seine Armut zugibt. Seine Wünsche bringen ihn dazu, sich gegen die Wirklichkeit aufzulehnen, und die Wirklichkeit lehnt sich gegen ihn auf. Aber wie könnte man ihm böse sein? Der hölzerne Bengel steckt zwar voller Fehler, ist aber dennoch liebenswert. Schließlich soll diese „außergewöhnliche und wahre Geschichte“ zeigen, dass „nichts im Leben wichtiger ist als die Wahrheit“ – wie der Erzähler in der Einleitung hervorhebt. Und außerdem kann Pinocchio es vielleicht sogar schaffen, gerade durch seine Fehler und seinen Umgang mit ihnen, sich selbst und seinem Vater zu helfen … Eine aktuelle Inszenierung von Joël Pommerat aus den Ateliers Berthier des Pariser Théâtre de lOdéon, die im Februar 2008 Premiere hatte.

Dieses Video ist Teil einer Reihe:

Die Theaterreihe ist eine spielerische Einführung in die Welt des Theaters für junge Zuschauer zwischen acht und 13 Jahren wie auch für Erwachsene.