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Film im Deutschunterricht: Arbeitsmöglichkeiten
Inhaltlich verantwortlich: Frank Kirchner
Eingestellt am: 30.06.2011
Stand vom: 18.07.2022

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Frank Kirchner auf dem Bildungsserver Sachsen-Anhalt (http://www.bildung-lsa.de/index.php?KAT_ID=14165#art17599)

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Telefon: 0345/2042 275
E-Mail: frank.kirchner@sachsen-anhalt.de

Umgang mit Filmen ist seit langem obligatorischer Bestandteil des Deutschunterrichts in allen Schulformen und Schuljahrgängen. Entsprechende Materialien sind in nahezu jedem Deutschlehrbuch sowie auf vielen Websites zu finden. Dabei stehen oft die Einführung in Sprache des Films bzw. die Kategorien der Filmanalyse im Zentrum und so bleiben auch die vorgeschlagenen Arbeitsmöglichkeiten in der Regel auf die Filmanalyse oder auf den Vergleich zwischen (vorab rezipierter) literarischer Vorlage und (danach gesehener) Verfilmung reduziert.

Wie man bei einer Filmanalyse methodisch vorgehen kann, tritt dabei meist in den Hintergrund, ebenso ist zu wenig bewusst, dass die Beziehungen zwischen Text und Film bzw. Bild sehr vielfältige Arbeitsmöglichkeiten zulassen, die über den traditionellen Text-Film-Vergleich hinausgehen. Hier einige Tipps und Arbeitsvorschläge dazu.

 

Inhalt:

 

FILMANALYSE

1. Ebenen

2. Methodik

3. Schritte und Phasen

 

VOM FILM ZUM TEXT

1. Inhaltsangabe formulieren

2. Filmfiguren charakterisieren

 

3. Produktionsorientierte Arbeitsmöglichkeiten

 

VOM TEXT ZUM FILM

1. Literaturverfilmung

2. Gedichtverfilmung

 

ARBEIT MIT FILMWEBSITES

 

Links und Literatur


FILMANALYSE: 1. Ebenen
Inhaltlich verantwortlich: Frank Kirchner
Eingestellt am: 30.06.2011
Stand vom: 28.03.2022

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Wie die Grafik zeigt, kann Filmanalyse auf drei Ebenen stattfinden.

 

1. Einstellung

Als kleinste Einheit des Films (deshalb manchmal als Mikroebene bezeichnet) ist sie in ihrer Wirkung beschreibbar hinsichtlich

  Hierzu gehören alle Aspekte der  Bildkomposition (wie z.B.
  goldener Schnitt, Vorder-Hintergrund-Beziehung,  offene - geschlossene Form ) sowie Szenenbild
  ( Set Design), Schauspielerführung,  Lichtsetzung,  Farbgestaltung

 

2. Sequenz

Sie besteht meist aus mehreren Einstellungen, die in einem räumlichen und/oder zeitlichen bzw. thematischen Zusammenhang stehen. Die Zusammenfügung geschieht durch

  •  Montage/Schnitt: Je nach Anordnung der Einstellungen ergeben sich unterschiedliche Bedeutungen.

        Tipp: Drei zusammenhängende Filmbilder werden unterschiedlich angeordnet und die Schüler formulieren,

        was jeweils erzählt wird.

  • Wie der Schnitt ist auch die Tongestaltung bzw. das  Sounddesign zentral für die Wirkung einer Sequenz. Tipp: Eine Sequenz zunächst ohne, dann mit Ton vorführen und die jeweilige Wirkung beschreiben lassen. Stellt man die Aufgabe, einer Sequenz ganz unterschiedliche Musik zu unterlegen, erfahren die Schüler, dass Musik die Semantik des Bildes sogar unterlaufen kann.
  •  Erzählperspektive: Sie ergibt sich aus der Kameraeinstellung, ist aber im Wesentlichen eine Leistung des Schnitts, d.h. aus der Anordnung der Einstellungen ergibt sich, ob weitgehend auktorial (kommentierend, vorausschauend) erzählt wird, figurengebunden bzw. aus der Perspektive einer Figur oder neutral.
  •  Filmischer Raum: Erst die Illusion des dreidimensionalen Raums zieht den Zuschauer in die erzählte Geschichte hinein.
  •  Zeit: Auch wenn ein Spielfilm in der Regel nur 90-100 Minuten dauert, kann die dargestellte Zeit lang oder kurz sein, schnell, langsam oder in Sprüngen ablaufen.

 

3. Film als Text

In seiner Gesamtheit kann ein Film als Text verstanden werden. Diese Makroebene ist beschreibbar mit Begriffen wie


FILMANALYSE: 2. Methodik
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Grundsätzlich

Filmanalyse ist nicht Selbstzweck, sondern immer nur Mittel zum Zweck, d.h. zur Interpretation eines Films bzw. Filmausschnitts: Wie bei der Analyse literarischer Texte sind die auffälligen Gestaltungsmittel auf den drei Ebenen nicht als solche interessant, sondern stets auf ihre Wirkung bzw. Funktion im jeweiligen Kontext zu befragen.

 

Filmausschnitt statt ganzer Film!

Im Rahmen des Unterrichts wird sich Filmanalyse in der Regel auf der Ebene der Sequenz bewegen, da die verfügbare Zeit im Unterricht begrenzt ist. Dabei sollte die Mikroebene immer dann einbezogen werden, wenn es sich um wirkungsästhetisch bedeutsame Einstellungen handelt. Gesichtspunkte, wie sie für den Film als Ganzes genannt wurden, können auch auf der Sequenzebene einbezogen werden.

 

Mit Filmanfängen arbeiten!

Empfehlenswert ist die Arbeit mit Filmanfängen, da die Notwendigkeit, Handlung und Figuren zu erklären, entfällt. Der Anfang eines Films macht neugierig auf das Ganze und vor allem: Ein guter Filmanfang enthält - wie auch ein guter Textanfang - im Keim schon das Thema des gesamten Films. Dies gilt auch für den Filmvorspann, der heute fast nie mehr nur einfacher Schriftvorspann ist, sondern in dem häufig bereits die Handlung einsetzt oder der als eigenständiger Clip inhaltlich und formal auf das Kommende Bezug nimmt.


FILMANALYSE: 3. Schritte und Phasen
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Die Analyse eines Filmausschnitts kann am besten in vier Schritten erfolgen:

 

1. Ausgehend vom Titel, einem Foto o. ä. formulieren die Schüler Erwartungen, die sie an den Film/den

    Filmausschnitt haben.

 

2. Ungelenkte Vorführung des Ausschnitts mit anschließenden mündlichen Austausch über

  • den ersten, spontanen Eindruck, in dem die Schüler vor allem ihr Gefühl, die Wirkung verbalisieren sollten
  • Verständnissicherung, z.B. mittels W-Fragen: Wo? Wann? Wer? Was? Wie?
  • Entwicklung von Leitfragen (oder auch einer vorläufigen Verstehenshypothese) für die Detailanalyse

 

3. Detailanalyse

Sie erfolgt am besten in Gruppenarbeit und mit Hilfe eines Arbeitsblatts (s. u.):

  • beginnend mit einer nochmaligen Vorführung der ausgewählten Sequenzen und dem sich anschließenden Austausch innerhalb der Gruppe, in der auch die Beobachtungsaufgaben aufgeteilt werden, etwa hinsichtlich

- Bildinhalt

- Auffälligkeiten auf der Einstellungsebene

- Auffälligkeiten in Montage/Schnitt

- Auffälligkeiten im Ton bzw. Ton-Bild-Verhältnis

  • Zum Protokollieren der Beobachtungsaufgaben empfiehlt sich (sofern der entsprechende Filmausschnitt nicht im Netz individuell abrufbar ist) die unterbrochene Rezeption per Still-Taste jeweils nach einer begrenzten Anzahl von Einstellungen, so dass die Schüler Zeit haben, ihre Beobachtungsergebnisse auf dem Arbeitsblatt festzuhalten.
  • Anschließend werden die Ergebnisse in der Gruppe zusammen getragen und im Rückgriff auf die eingangs gestellten Leitfragen verallgemeinert und für die Präsentation aufbereitet.

 

4.      Präsentation der Gruppenergebnisse und ihre Diskussion im Plenum.

 

 

AB Filmanalyse.pdf


VOM FILM ZUM TEXT
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Noch zu wenig wird Film im Deutschunterricht genutzt als Schreibanlass bzw. zur Textproduktion. Die im Folgenden vorgeschlagenen Arbeitsmöglichkeiten tragen jedoch nicht nur bei zur Schreibkompetenz, sondern sind zugleich geeignet, Besonderheiten des Mediums Film bewusst zu machen.


VOM FILM ZUM TEXT: 1. Inhaltsangabe formulieren
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Inhaltsangaben zu literarischen Texten zu formulieren ist bis in die Sek II hinein eine schwierige Aufgabe, folglich immer wieder zu trainieren und daher unbeliebt. Die Übertragung auf das Medium Film kann Schüler für diese Aufgabe neu motivieren, zugleich die Medienspezifik des Films deutlich machen: Es zeigt sich nämlich, dass Inhaltsangaben zu Filmausschnitten bzw. Filmsequenzen sich häufig beschränken auf das Wahrnehmbare, also das, was zu sehen oder zu hören ist. Dies hat damit zu tun, dass Film ist zunächst immer gebunden an die äußere Wirklichkeit, das hinter den äußeren Vorgängen liegende innere Geschehen (Motive, Ziele, Gedanken, Gefühle der Figuren) erst vom Zuschauer konstruiert werden muss. Aus diesem Grund weichen Schüler bei Inhaltsangaben gern auf das äußere Geschehen aus. Ähnliches kann man beim Umgang mit dramatischen Texten beobachten: Auch hier bleiben die Schüler häufig in der Wiedergabe des Dialogs stecken und haben Schwierigkeiten, den „Untertext" zu erfassen. Insofern erweist sich die Aufgabe, zu Filmsequenzen eine Inhaltsangabe zu formulieren, als nützlich auch für Anderes. Zudem kann die Inhaltsangabe auch eine gute Vorarbeit sein für das Schreiben einer Filmrezension.


VOM FILM ZUM TEXT: 2. Filmfiguren charakterisieren
Inhaltlich verantwortlich: Frank Kirchner
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Stand vom: 28.03.2022

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Figuren werden meist im Zusammenhang mit der Handlung betrachtet bzw. analysiert und sie spielen in den Vorschlägen zur Filmanalyse meist eine untergeordnete Rolle. Dies verkennt die überragende Bedeutung der Figuren für das Filmerleben: Über sie funktioniert der emotionale Zugang zur Geschichte, sie bzw. ihre Darsteller sind für das große Publikum der Hauptanreiz für die Auswahl eines Films und sie werden auch eher erinnert als Handlungen.

 

Das hat zu tun mit der sinnlichen Präsenz von Filmfiguren, die - im Unterschied zu literarischen Figuren - ungleich ganzheitlicher und differenzierter wirken als literarische Figuren. Heißt es im literarischen Text z.B. Sie trank schnell ihren Tee aus, so ist derselbe Vorgang in der visuell-akustischen Wahrnehmung ungleich komplexer: Man sieht dabei mindestens das Gesicht des Darstellers mit seinen konkreten Details, die konkrete Tasse und wie sie angesetzt wird, hört das Schlucken usw. Werden Figuren durch Bilder vermittelt, besitzen sie über ihre Handlungsfunktion hinaus eine wirkungsmächtige Körperlichkeit und performative Präsenz ( Jens Eder).

 

Verhältnis Äußeres - Inneres: Aus diesem Grunde spielen körpersprachliche Elemente (Typus, Mimik, Gestik, Bewegung im Raum, Kleidung, Stimme etc) für die Wirkung und das Verstehen von Filmfiguren eine ungleich wichtigere Rolle als bei literarischen Texten. Wie bei der sozialen Wahrnehmung auch sind wir darauf angewiesen, aus solchen körpersprachlichen Anzeichen, aus Äußerungen der Figur und anderer über die Figur sowie aus ihren Handlungen ihr Inneres (Einstellungen, Charaktereigenschaften, Absichten, Gedanken, Gefühle) zu erschließen.

Im Unterschied zur sozialen Wahrnehmung handelt es sich dabei jedoch um fiktive Figuren, deren Körpersprache und Verhalten künstlerisch überformt sind, so dass sich hier Wahrnehmungscodes des Alltags mit filmspezifischen Codes mischen.

 

Ein solcher Code ist z.B. die Figurentypologie des Genrefilms (Agent, Vamp, Kommissar, Vampir usw.) oder auch der Darsteller, auf den bestimmte Eigenschaften vergangener Rollen übertragen werden. Aber Figuren werden auch über spezifisch filmsprachliche Mittel wie Kameraführung und Ton erzählt. Dabei übernimmt die Kamera oft eine auktoriale Erzählfunktion, indem sie signifikante Details beispielsweise der Kleidung oder Umgebung hervorhebt. Ein berühmtes Beispiel dafür ist die Eingangssequenz von Hitchcocks Fenster zum Hof (1954), die damit beginnt, dass die Kamera durch ein Zimmer schwenkt und dabei deutlich macht, dass es hier ein Fotojournalist wohnt, der einen Unfall aufgenommen hat, und der Kameraschwenk endet auf dem eingegipstem Bein und der Hauptfigur selbst. Auf ähnliche Weise - nämlich durch einen Schwenk über Poster bzw. angepinnte Fotos sowie durch den unterlegten Musiktitel - führt auch Leander Haußmann den  jugendlichen Helden im Vorspann seines Films Sonnenallee (1999) ein.

 

Eine Filmfigur zu charakterisieren erweist sich also als eine ausgezeichnete Schule des Wahrnehmens und zugleich der Deutung des Wahrgenommenen.

 

Checkliste_Filmfiguren.pdf


VOM FILM ZUM TEXT: 3. Produktionsorientierte Arbeitsmöglichkeiten
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Eine Leerstelle ausfüllen

Genau wie bei literarischen Texten kann man auch bei Filmsequenzen Leerstellen ausfüllen lassen. Besonders geeignet für eine solche Aufgabenstellung sind Filmblicke, d.h. Nah- oder Großaufnahmen einer Filmfigur, die immer dazu einladen, das dahinter Liegende, d.h. die Gedanken und Gefühle in Form eines inneren Monologs zu konstruieren. - Auch gut geeignet als Vorübung für die Charakterisierung einer Filmfigur!

 

Den Dialog hinzufügen

Eine Filmszene stumm vorzuführen und die Aufgabe zu stellen, den Dialog hinzu zu schreiben, empfiehlt sich vor allem für solche Szenen, bei denen der Dialog nicht auf der Hand liegt, d.h. sich aus der dargestellten Situation nicht zwangsläufig ergibt. So ist es möglich, Auffälligkeiten des Dialogs bewusst zu machen, z.B. dass etwas anderes gesagt wird, als erwartet; wie etwas gesagt wird oder dass die Figuren aneinander vorbei reden. So fordert diese Aufgabe nicht nur zum genauen Hinsehen auf, sondern auch zur projektiven Konstruktion.

Eine solche Aufgabenstellung ist aber auch geeignet, die Spezifik von Filmdialogen bewusst zu machen: In der Regel sind sie extrem verknappt, nämlich auf das reduziert, was nicht ohnehin schon sichtbar oder sowieso klar ist, zugleich sollen sie meist realistisch wirken.

 

Einen Off-Kommentar hinzuschreiben

Für diese Aufgabenstellung eignen sich nicht nur Sequenzen, die schon im Original einen Off-Kommentar haben, sondern auch jede andere Filmsequenz, einschließlich Dialogszenen. Reizvoll dabei ist die veränderte, nämlich kommentierende Perspektive auf das Sichtbare, die stets Wertung und Deutung verlangt.

 

Eine Filmrezension schreiben

Eine Rezension ist der Anwendungsfall einer Analyse und Interpretation und insofern eine reizvolle Alternative zum Interpretationsaufsatz, vor allem dann, wenn man den Schülern klar macht, dass es sich hierbei um eine journalistische Textsorte handelt, die eine andere Aufbereitung und lockerere Darstellungsweise verlangt als der traditionelle Aufsatz, zudem sich nicht nur erschöpfen kann in der Beschreibung und Analyse, sondern auch Wertung bzw. ein begründetes Urteil verlangt.

Hinweisen sollte man auch auf die Orientierungsfunktion einer Rezension: Sie informiert den Leser einer Zeitung über das Filmangebot und erleichtert ihm durch ihr Urteil die Auswahl für den Kinobesuch. Art und Stil einer Rezension sind stark adressatenbezogen, d.h. immer auch bestimmt von der jeweiligen Zeitung bzw. Leserschaft. Insofern sollte man die Aufgabe, eine Rezension zu schreiben, stets verbinden mit der Vorgabe eines bestimmten Zeitungs- bzw. Medientyps.

Es empfiehlt sich, Rezensionen gerade auch zu Filmausschnitten bzw. -anfängen schreiben zu lassen, weil dabei auch filmgestalterische Auffälligkeiten stärker berücksichtigt werden können, als wenn man Filmkritiken zu einem ganzen Film formulieren lässt.

 

Damit die Schüler eine Vorstellung von der Schreibweise einer Rezension bekommen, sollte man Beispiele geben:    Beispiel

 

Checkliste_Filmrezension.pdf


VOM TEXT ZUM FILM: 1. Literaturverfilmung
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Allgemein

Die Literaturverfilmung hat im Deutschunterricht bereits seit Jahrzehnten ihren angestammten Platz und es gibt dazu inzwischen eine nicht mehr überschaubare Flut von Literatur und Unterrichtsmaterialien.

Immer noch sind Schüler enttäuscht, wenn sie ihre Vorstellungen, die sie bei der Lektüre eines Textes entwickelt haben, nicht im Film umgesetzt finden, und daher leicht geneigt, die Verfilmung gegenüber dem Text abzuwerten. Deshalb sollte bei der Arbeit mit Literaturverfilmungen deutlich werden, dass die Adaption eines literarischen Textes in das Medium Film notgedrungen mit Veränderungen verbunden ist, weil

  • Kürzungen, Streichungen oder auch Erweiterungen allein schon wegen der begrenzten Länge eines Spielfilm unerlässlich sind,
  • die individuelle Vorstellung des Lesers von Figuren, Schauplätzen usw. niemals übereinstimmen kann mit der jeweils konkreten optisch-akustischen Realisierung durch den Regisseur bzw. Darsteller,
  • jede Adaption immer auch bestimmt ist vom jeweiligen Zeitgeist, der Alltagskultur, den Moden und ästhetischen Wertmaßstäben. Aus diesem Grund sollte man zurückhaltend sein beim Einsatz älterer Literaturverfilmungen, deren anderes Darstelleroutfit, andere Sprechweise, deren langsameres Erzähltempo usw. heutigen Schülern den Zugang oft erschweren.

 

Vorgehen

Auch hier empfiehlt es sich, lieber mit Textausschnitten bzw. einzelnen Filmsequenzen zu arbeiten statt mit dem gesamten Film. Das Interesse und die Sensibilität für die filmische Adaption eines Textes bzw. Textausschnitts erhöht sich, wenn

  • zunächst die Aufgabe gestellt wird, selbst erst einmal in Gruppenarbeit Ideen für eine mögliche Verfilmung zu entwickeln
  • diese Ideen können z.B. in Form eines Storyboards oder Drehbuchs skizziert werden
  • die Schüler präsentieren und diskutieren ihre Ergebnisse
  • erst dann wird die entsprechende Filmsequenz gezeigt
  • im Anschluss daran mit den eigenen Entwürfen verglichen und diskutiert.

 

Storyboard.pdf


VOM TEXT ZUM FILM: 2. Gedichtverfilmung
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Ein Sonderfall der Literaturverfilmung sind Gedichte in Clipform, für die Schüler  in besonderem Maße aufgeschlossen sind, weil sie durch die Rezeption von Musikclips dafür sensibilisiert sind. So gibt es inzwischen bei youtube zahlreiche Gedichte, die von Schülern entweder im Unterricht oder auch privat verfilmt und ins Netz gestellt wurden, so etwa Tucholskis Augen in der Großstadt, das in unzähligen Versionen exisitiert.

 

Vorgehen

 

  1. Bevor Schüler selbst Gedichte als Clip realisieren, sollte man gemeinsam Beispiele anschauen und bewerten hinsichtlich
  • der unterschiedlichen Umsetzungsmöglichkeiten. Die Aufgabenstellung könnte lauten, sich vorab ausgewählte Beispiele anzuschauen und eine Typologie zu entwickeln. Es ist davon auszugehen, dass Jugendliche durch das häufige Sehen von Musikclips eine intuitive Typologie im Kopf haben, so dass sie relativ schnell zu einer Einteilung kommen werden, die in etwa folgenden vier Typen entspricht

A. Performativer Clip bzw. Aufzeichnung eines Gedichtvortrags, wobei in der Regel immer mehr

    oder weniger Inszenierungsmomente (Kleidung, Hintergrund, Kameraeinstellung u. ä.) hinzu

    kommen.

B. Semi-narrativer Clip bzw. situative Einbettung des Gedichtvortrags, z. B. ein Goethegedicht

    wird im Rahmen einer Stadtführung vorgetragen.

C. Narrativer Clip: Hier wird das aus dem Off eingesprochene Gedicht in eine Handlung

    eingebettet.

D. Thematischer Clip: Der aus dem Off eingesprochene Text wird mit assoziativen Bildern

    unterlegt bzw. in einen visuellen thematischen Rahmen eingebunden.

  • Ein zweiter wichtiger Analyse- und Bewertungsaspekt ist das Text-Bild-Verhältnis. Da Lyrik sehr stark mit sprachlichen Bildern arbeitet, neigen Schüler oft dazu, ein Gedicht einfach zu bebildern bzw. Zeile für Zeile zu illustrieren, was in der Regel zur Verflachung des Textes führt (etwa durch die Unterlegung der Heine-Zeilen Du bist wie eine Rose/ so hold und schön und rein mit Bildern von Rosen).
  1. Erst nachdem sich die Schüler die besonderen Anforderungen klar gemacht haben, die mit der Verfilmung eines Gedichts verbunden sind, entwickeln sie in Gruppenarbeit eine konzeptionelle Idee für den ausgewählten Text. Sie ist gleichsam die Interpretation, die allerdings in eine den gesamten Text umgreifende Situation, einen Vorgang bzw. ein visuell-akustisch darstellbares Thema übersetzt werden muss und die eine intensive Auseinandersetzung mit dem Gedicht erfordert. Dabei sind vor allem Fragen hilfreich wie: Was ist das übergreifende Bild? Wer spricht? Wer wird angesprochen? Was ist die Sprechsituation des Gedichts? Welche Auffälligkeiten zeigen sich in der Struktur (Strophen, evt.  Refrain oder Wiederholungen)?

 

  1. Im nächsten Schritt wird eine Art Drehbuch entworfen. Hilfreich dafür ist ein zweispaltiges Arbeitsblatt im Querformat, in deren linker Spalte der Text steht. In die leere zweite Spalte wird eingetragen, was jeweils wie zu sehen sein und wie es gefilmt werden soll.

 

  1. Es folgt die Planungsvorbereitung für die filmische Umsetzung (Schauplätze auswählen, Besetzung, Requisiten etc).

 

  1. Erst dann geht es an die filmische Realisierung.

 

Tipp:

Die Aufzeichnung eines Gedichtvortrags per Kamera oder auch Webcam ist eine interessante Alternative zum Gedichtvortrag vor versammelter Klasse, den viele Schüler scheuen. In der Aufzeichnung haben sie jedoch die Möglichkeit, Nichtgelungenes zu korrigieren.

 

Gedichtverfilmungen.pdf


ARBEIT MIT FILMWEBSITES
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Seit mehreren Jahren wird zu jedem neuen Film zugleich eine Website produziert, auf der Materialien (Plakat, Trailer, Filmsfotos u. a.) angeboten werden, mit denen sich auch sehr gut im Unterricht arbeiten lässt, nicht nur bei Literaturverfilmungen. Folgende Möglichkeiten bieten sich an.

 

Plakat bzw. Startseite der Website werden analysiert unter dem Gesichtspunkt:

  • Was verraten sie über Handlung, Figuren und Thema des Films?

 

Szenenfotos

  • in eine sinnvolle Reihenfolge bringen (sofern sie nicht ohnehin in der Handlungsfolge angeordnet sind)
  • Text dazu (oder auch nur einfache Bildunterschriften) schreiben

 

Trailer abspielen unter folgenden Gesichtspunkten:

  • Was verrät er über Handlung, Figuren?
  • Was über die Erzählweise des Films?
  • Was über die Stimmung?
  • Welche Rolle spielt der Ton/die Musik? (Trailer ohne Bild abspielen, indem Screen minimiert wird)

Links und Literatur
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Weblinks

 mediamanual

Eine Website, die das Basiswissen Film in übersichtlicher Weise kompakt aufbereitet hat und auch für Schüler gut nutzbar ist.

 

 movie-college

Bietet eine "Filmschule" mit insgesamt 17 übergoerdenten Kategorien an (z.B. Drehbuch, Gestaltung, Kamera, Ton, Regie, Schauspiel), in denen man insgesamt 1300 alphabetisch sortierte, gut aufbereitete Artikel rund um den Film bequem anklicken kann.

 

 Mediaculture online

Unter dem Titel "Bausteine zur Filmanalyse - Filme lesen lernen" hat der Filmwissenschaftler Manfred Rüsel seine Fortbildungsveranstaltungen im Rahmen der Schulkinowoche zusammengefasst und nicht nur mit vielen Fotos, sondern auch mit Filmausschnitten veranschaulicht.

 

 teachsam

Auch hier kann man Gestaltungselemente des Films (Einstellung, Drehbuch, Storyboard, Shotlist, Sequenzprotokoll) nachklicken. 

 

Literatur

Aus der Vielzahl der Publikationen zum Thema seine hier nur drei neuere herausgegriffen.

 

Grundkurs Film 1. Kino, Fernsehen, Videokunst. Materialien für die Sek I und II. Schroedel-Verlag.

Ein gut aufbereitetes Lehrbuch, das allen Ansprüchen genügt. Eine DVD ergänzt die Texte und Bilder des Buches.

 

Ulf Abraham:Filme im Deutschunterricht. Seelze: Kallmeyer Verlag 2009.

Eine umfassende Darstellung der theoretischen und didaktischen Grundlagen des Films, der Unterrichtsverfahren sowie Praxisbeispiele für die verschiedenen Klassenstufen.

 

James Monaco: Film verstehen. Kunst, Technik, Sprache, Geschichte und Theorie des Films. Mit einer Einführung in Multimedia. Reinbek bei Hamburg.

Seit Jahrzehnten der Klassiker der Filmliteratur, der in regelmäßigen Abständen aktualisiert und erweitert wird.

 

Software

Der Cornelsen-Verlag hat innerhalb der Reihe Texte, Themen und Strukturen interaktiv ein Modul Sprache und Kommunikation/Medien entwickelt, welches das entprechende Lehrbuch begleitet und in dem die Schüler nicht nur die Sprache des Films erlernen, sondern auch den Umgang mit Filmen trainieren können.